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PJ-Bericht

Chirurgie Tertial von Oktober 2002 bis Januar 2003

am Chris Hani Barangwanath Hospital

Universitiy of the Witwatersrand, Johannesburg, Südafrika


Motivation

Nach der ganzen Theorie des Staatsexamens wollte ich so viel praktische Erfahrung wie möglich sammeln. In Hinblick auf eine mögliche Tätigkeit bei Ärzte ohne Grenzen wollte ich auch mehr Erfahrungen außerhalb der Ersten-Welt-Medizin sammeln. Und so wie Du Dir jetzt PJ-Berichte anschaust, habe ich mich auch informiert und mich für Südafrika begeistert!


Organisation

Ungefähr eineinhalb Jahre vor dem Anfang meines Praktischen Jahres schrieb ich die Medical School in Johannesburg an. Ich herhielt eine schnelle Antwort: übliche Formalitäten wie Dekansbrief, Photos und 200US$ Studiengebühren pro Monat. Die Universität reglt die Formalitäten mit der Health Professionals Counsil of South Africa. Man benötigt ein Arbeitsvisum, die von der Botschaft bei Einreichen der Zusage problemlos erteilt wird.

Das Foreign Elective Office hilft bei der Organisation einer Unterkunft, entweder im Wohnheim im Zentrum von Johannesburg oder bei privaten Vermietern in unterschiedlichen Stadtteilen sowie beim Mieten eines Autos, was in Johannesburg fast unerläßlich ist. Für ein Zimmer oder eine kleine Wohnung sollte man 150-250 Euro und für ein Mietauto 300-450 Euro im Monat rechnen.


Chris Hani Barangwanath Hospital

Kurz Bara, liegt ca. eine habe Stunde südwestlich von der zentral gelegenen Medical School am Rande von Soweto, einem sehr großen ehemaligem Township. Anscheinend ist es das größte Krankenhaus der südlichen Hemisphäre, ausgestattet mit fast allen Disziplinen. Die Ausstattung mit diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten ist ausreichend. Das Areal ist weitläufig und besteht fast nur aus einstöckigen Baracken, die einzelne Stationen mit 40 bis 60 Betten darstellen.


Chirurgie

Die chirurgische Abteilung besteht aus fünf Units, die sich OP-Zeiten und die Intakes (Patientenaufnahme) teilen. So ist jede Unit alle fünf Tage 24 Stunden mit Intake dran, das Interessanteste und Lehrreichste für mich. Es ist eine Mischung aus Tagesklinik und Notfallaufnahme. So sieht man viele Patienten mit allgemeinchirurgischen Problemen wie akutem Abdomen, Lumps and Bumps, Wundabszessen und den Überschneidungen mit anderen Fächern. Was diese Intakes und das Bara aber auszeichnet sind die vielen Traumafälle: Auto- und Personenverkehrsunfälle, Schuß- und Stichverletzungen, Verbrennungen, Mißhandlungen in all ihren Ausprägungen und Schweregraden. So gab es für mich viel zu tun von Anamnese, Untersuchung, Anordnungen, Nähen, Pleuradrainagen, CVK legen und natürlich bei den Not-OPs assistieren.

Bei all diesen von Gewalt resultierenden Verletzungen sollte man nicht vergessen, daß hinter jedem ?Fall? ein persönliches Schicksal steckt, das einen nicht unberührt läßt und mit dem wir umzugehen lernen müssen.

Der wöchentliche Ablauf besteht neben den Intakes aus den täglichen Visiten, OP-Tagen, an denen man ausgiebig assistieren kann; wöchentlichen Röntgenbesprechungen und OPD (Out Patient Department), wohin Patienten zur Nachsorge bestellt werden; sowie während dem Semester lehrreichen Tutorials in den verschiedenen Abteilungen. Ein weiteres Highlight sind die wöchentlichen Minor-OPs Tage, an denen ich selbständig kleine Eingriffe, wie entfernen von Lipomen, Spalten von kleinen Abszessen, Lyphknotenbiopsien, Kugelentfernungen und vor allem viele Beschneidungen machen konnte.

Von der Universitätsklinik aus werden eine ganze Reihe Weiterbildungsmöglichkeiten zu erschwinglichen Preisen angeboten, wie zum Beispiel ACLS (Acute Cardiovascular Life Support) der American Heart Association und ATLS (Acute Trauma Life Support) Kurse.


Johannesburg

Joburg ist eine Megamentropole voller Kontraste: Ethnien, Religionen, Armut und Reichtum, schwarz und weiß. Die weiten Entfernungen, die man zurücklegen muß und der fehlende öffentliche Nahverkehr machen ein Auto fast unentbehrlich und ist mit entsprechenden Kosten verbunden. Das Wetter ist grandios, meist zwischen 20 und 30°C mit gelegentlichen Gewitterstürmen.

Zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten verlocken: der Krüger Nationalpark, die ländliche Idylle von Lesoto, Mosambique, Simbabwe und Botswana und die wunderschöne Küste von Durban nach Kapstadt.


Risiken und Nebenwirkungen

Wie man von den Traumafällen sieht, ist Joburg eine Stadt mit hoher Kriminalitätsrate, dessen man sich ständig bewußt sein muß und entsprechende Vorsicht walten lassen muß. Das heißt bestimmte Bezirke meiden, die Türen vom Auto beim Fahren verriegeln, nachts nicht an einsamen roten Ampeln halten und allgemein wachsam sein.

Die andere Problematik ist HIV. Ein hoher Prozentsatz der Patienten ist mit dem Virus infiziert und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen müssen eingehalten werden, wie immer Handschuhe tragen und Schutzbrille nicht vergessen. Für den Fall, daß man mit infektiösen Flüssigkeiten in Kontakt kommt, gibt es eine 24 Stunden 7/7 Tage Anlaufstelle für die initiale antivirale Therapie und eine medizinische Ambulanz auf dem Campus zur weiteren Betreuung.


Schlußbemerkung

Ein wunderschönes Land und ein lehrreiches Tertial, wobei man Selbstengagement mitbringen sollte, um möglichst viel auf seinen Weg mitzubekommen.



Adresse

University of the Witwatersrand

Faculty of Health Sciences

Elective Office

7 York Road

Parktown

2193 Johannesburg

South Africa


eMail: elective@chiron.wits.ac.za



Kontakt

Elias Engelking

eMail: eliasengelking@yahoo.com