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Halbzeit in Indien

In persoenlichen Mails fragen mich Freunde immer haeufiger danach was ich empfinde, denke und wie es mir "mit" Indien geht. Ich moechte hier versuchen meine Empfindungen, Gedanken und Erlebnisse in Worte zu fassen.

Ich bin noch hier! Meine groesste Befuerchtung war dieser Reise nicht gewachsen zu sein. Das schoene ist, dass es mir auch richtig gut geht. Ich geniesse es den deutschen Alltag hinter mir gelassen zu haben und dadurch frei und offen fuer Neues zu sein. An neuen Eindruecken, Empfindungen und Gefuehlen mangelt es mir nicht.Ich kann haeufig ueber das Leben in Indien nur Staunen. Aber ich vermisse Schweinebraten, italienische Gewuerze und Kaese! So enig wie Indien zu begreifen geht, so wenig geht es zu beschreiben.

Als ich zur Vorbereitung auf unsere Reise mir viel Literatur zu Gemuete fuehrte, fiel mir eine Sache auf, die ich immer wieder lesen konnte: Entweder man liebt Indien und kommt immer wieder oder man hasst das Land. Dazwischen scheint es nichts zu geben. Ich werde wieder kommen!

Ich erlebe Indien als Land der Kontraste. Kontraste in vielerlei Hinsicht: Arm und Reich leben dicht beieinander, in Santiniketan leben Universitaetsprofessoren neben Bauern die weder lesen noch schreiben koennen,in den Staedten ist ein Leben wie im Westen moeglich und auf dem Land gibt es weder Strom, noch genuegend Schulen... Vielleicht sind es diese starken Kontraste die Indien ertraeglich macht.

In Indien ist zudem eine Spiritualitaet spuerbar und sichtbar, wie ich sie im Westen nicht erlebt habe. Die Hingabe der Menschen an ihren Glauben hat mich tief beruehrt. Das waren die buddhistischen Moenche in Ladakh, die Hindus die am Ganges ihre Waschungen vollzogen, wie auch die christlichen Schwestern im Missionskrankenhaus in Belatnr.

An der Seite eines Mannes wie Elias zu reisen, der grosse Traeume hat, ist nicht immer ganz einfach. Zum Einen gebe ich mich grundsaetzlich mit weniger zufrieden, zum Anderen kann ich seinen Traum nicht teilen. Grund dafuer ist, dass ich fuer mich keine passable Moeglichkeit sehe ihn zu verwirklichen. Ich will mein Leben nicht in Indien leben. Das ist jedoch meine Herangehensweise.

Elias kann seinen Traum traeumen auch ohne zu wissen wie er zu verwirklichen waere. Es ist und bleibt Elias Traum. Bestimmt ist dies auch der Grund warum ich gelassener sein kann. Elias ist die treibende Kraft. Mich mitreissen lassen entspricht mehr meiner Mentalitaet und meinem Charakter.

Konflikte entstehen dann, wenn sich Elias durch mich gebremst fuehlt.Natuerlich moechte ich das nicht, es ist jedoch eine Gradwanderung. Sollte es so erscheinen, als waere meine Motivation gleich Null, muss ich dies verneinen! Ich stehe hinter einigen Projekten hier in Santiniketan und moechte diese auch unterstuetzen. 

Ein Krankenhaus aufbauen ist jedoch einige Nummern zu gross fuer mich.


Susanne, Santiniketan, 5. Oktober 2005


Susanne, Oktober 2005