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Famulaturbericht  Vellore 02/2009-03/2009
von Jasotha Manickavasagan

Schon immer hat mich das Land Indien von seiner Vielfalt und verschiedenen Kulturen fasziniert. In diesem Zusammenhang hatte ich mich entschieden das Praktikum für mein Famulatur  in Süd-Indien Vellore liegende CMC Hospital zu absolvieren.


Bewerbung und Organisation
Nachdem ich in der Liste der DFA  leider feststellen musste, dass Indien aus der Liste genommen wurde, ergriff ich die Initiative eigenständig nach einem Praktikumsplatz zu suchen. Durch meine Internet Recherchen nach Ärzten, die bereits in Indien ihre Erfahrung gesammelt haben, bin ich unter anderem auf die Homepage von Dr. Elias Engelking http://india2005.org/7401.html gestoßen.
Durch die Kontaktaufnahme und einer ausführlichen Beratung von Herrn Dr. Engelking, habe ich  mich im Oktober bei princi@cmcvellore.ac.in beworben. So bekam ich eine schnelle Rückmeldung sowie die nötigen Unterlagen (Liste mit Unterkunft Adressen) per Mail zugesandt. Unmittelbar habe ich daraufhin dem Zuständigen unter der folgenden Adresse: dir.fvv@cmcvellore.ac.in meine Reisedaten zugesendet. Der Name der Beherbungsstätte hieß ?Anand Bahavan?, die direkt am Campus lag. Man hätte als Serviceleistung ein Auto zum Flughafen bestellen können, das mich direkt von Chennai nach Vellore gebracht hätte, was ein Honorar in Höhe von 50 ? gekostet hätte. Allerdings habe ich darauf verzichtet. Die Beantragung des Aufenthaltsvisums bei der indischen Botschaft in Frankfurt dauerte 2-3 Wochen. Da ein normales Studentenvisum viel mehr Formalitäten und Zeit gekostet hätte, habe ich ein normales Touristenvisum in Anspruch genommen.
Die Reise buchte ich über die Airline ?Emirates?, dessen guten Service und das Preisleistungsverhältnis sehr empfehlenswert ist. Des Weiteren bietet die Airline ?Fisher flights? in Indien sehr kostengünstige Flüge innerhalb des Landes an, was ebenfalls empfehlenswert ist.


Reisevorbereitung
Da ich vorhatte in Indien Kleider einzukaufen, habe ich  wenig an Gepäck aus Deutschland mitgenommen. In den Krankenhäusern tragen die meisten Menschen ?Punjabi? (indisches Kleidungsstück), welche man günstig vor Ort kaufen kann. Aufgrund der warmen klimatischen Bedingungen ist es erfahrungsgemäß ratsam leichte und bequeme Kleidungsstücke mitzunehmen. Empfehlenswert ist das Tragen von lockeren Baumwollmaterialen, da die anderen Stoffe, die enorme Hitze für die Haut ungesund sind. Darüber hinaus sollte man Mückensprays, Sonnencreme und andere Hygieneartikeln mitnehmen.

Ankunft
Nach meiner Ankunft in Chennai nahm ich ein Taxi nach Vellore. Die Fahrt dauerte ca. 2 ½. Stunden, wobei es ratsam ist einen festen Preis mit dem Fahrer vorher zu verhandeln, weil bewusst für ahnungslose Touristen das Dreifache des normalen Preises verlangt wird. Die Kosten von Chennai nach Vellore betragen 2.500 RS (umgerechnet 50 ?) für eine Fahrt. Aus diesem Grund doch lieber die Serviceleistung seitens der Universität in Indien in Anspruch nehmen, um unangenehme Überraschungen zu ersparen. Schließlich kam ich in dem Ortsteil ?Bahayem? an, der sich 7 km außerhalb vom Uni-Campus in Vellore befindet. Die Ausstattung der Unterkunft, sowie das Preis-Leistungsverhältnis sind zu günstigen Konditionen. Mein Zimmer hatte ich mit einer anderen ausländischen Studentin aus Malaysia geteilt. Einzelheiten zu der Ausstattung sind unter anderem ?Ventilator, Fernseher, eigenes Badezimmer etc.?, was jeden 2.Tag durch die dortige Putzkraft gesäubert und Instanz gehalten wird.
Zudem stehen jeweils den Studenten auch ein eigener Rechner mit Internet-Zugang sowie eine Küche mit Waschmaschine zu Verfügung.
Nach seiner Ankunft in der Beherbungsstätte wird man durch die dortige Pforte empfangen und zu den Zimmern zugeteilt. Der Aufenthalt kann auf Wunsch jederzeit verlängert werden.

Die Kosten für das Zimmer betragen 200 RS (4 ?) und direkt neben der Unterkunft gibt es die Möglichkeit an einer Kantine das indische Essen kennen zu lernen. Die Preise für die Mahlzeiten waren mit 50-100 RS sehr angemessen. Was den Grad der Schärfe bei den Mahlzeiten betrifft, so sollte man doch mit äußerster Vorsicht die indischen Gerichte geniessen. Denn wer überhaupt keine scharfen Sachen verträgt, sollte auf andere Alternativen zugreifen. Die schön und vor allem klimatisierte Kantine bietet einen zentralen Treffpunkt für Famulanten und Doktoranten, die sich aus verschiedenen Ländern kommen, dort zusammen zutreffen. In unmittelbarer Nähe des Uni Campus befindet sich auch kleines Lebensmittelgeschäft, wo man unter anderem auch Hygieneartikel und andere Sachen kaufen kann, die zum Aufenthalt in Indien notwendig sind.
Der Kontakt zu den anderen internationalen Studenten hat sich schnell aufgebaut und es bildeten sich kleine Gruppen, die auch zusammen später an Wochenenden Reisen in die verschiedenen Städten und Landesregionen Indiens unternommen haben. Auffallend war es, dass die meisten Studenten aus dem englisch sprachigen Raum (Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien etc.) kamen.
Mit der Zeit hatten auch einige Studenten aus Deutschland ihren Weg nach Indien-Vellore gefunden, sodass wir dies zu unseren sprachlichen Gunsten nutzten und so sich eine kleine Gruppe aus deutschsprachigen Studenten entstand, mit denen wir dann an Wochenenden Kurzreisen durch ganz Indien, wie zum Beispiel nach Kerela, die als kulturelle Wiege Indiens gilt und man als Tourist diese schöne Entdeckung sich nicht entgehen lassen sollte.

Was die Stadt Vellore betrifft, so ist sie doch im Vergleich zu den anderen Städten Indiens klein und ziemlich staubig. Auch die Hygienischen Standards sowie die innerstädtische Infrastruktur sind noch im Aufbau.

CMC Hospital
Am ersten Tag musste ich mich bei der Verwaltung im Uni-Campus melden. Dafür musste ich sowohl meinen Lebenslauf mit einer Bescheinigung einreichen als auch eine Summe von 7.400 RS für die Klinik einzahlen. Eine Registration mit den ausgehändigten Formularen der Verwaltung fand schließlich bei einer nahe gelegenen Polizeistation statt. Alles verlief relativ langsam mit Wartezeiten, jedoch ohne jeglichen Komplikationen. Jeden Morgen fährt der Bus stündlich vom Campus direkt zum Krankenhaus. Außerdem betragen hierbei die Fahrtkosten nur 3 RS. Angekommen in der Innenstadt, in der sich auch die Klinik befindet, sieht das Ganze erst mal ziemlich durcheinander aus. Es scheint alles sehr überfüllt zu sein, weil man solch eine Menschenmenge nicht jeden Tag in Deutschland begegnen kann, aber dies ist eine Frage der Gewöhnungssache.

Zunächst war ich in der Chirurgie eingeschrieben worden und habe das Gebäude auch schnell gefunden.
Der Oberarzt der für mich zuständig war lief mir zufällig  entgegen, wo ich selber nach Ihn  auf der  Suche war. Was für ein Zufall ?  er begrüßte mich und zeigt mir den Weg zum Chirurgie Gebäude und machte mich mit einer Krankenschwester bekannt, die mir die Umkleide zeigte.
Es war nicht anders als in Deutschland nur die etwas anders Definierte ?Sterile Umkleide?. Im Operationssaal waren  drei Studenten, die um die OP tische standen und unter Anleitung des Arztes mitoperierten. Als Famulant hat kaum Möglichkeiten, um selbst an einer OP zu beteiligen zu können. Nach Rücksprache mit der Verwaltung wechselte ich an jedem Tag in die Pädiatrie ?Child Health?.
Dort konnte ich für mich selbst eine Menge Erfahrung sammeln, die mir einen besseren Einblick über den Bereich Pädiatrie ermöglichte.
Die Ärzte standen jeden Tag vor Herausforderungen zwischen Diagnosestellung mit wenigen Untersuchungen und der finanziellen Lage der Patienten, die sich nicht alle nötigen Untersuchungen im Krankenhaus leisten konnten.
Es gab sehr viele Fälle mit Gastritis, pulmonale Erkrankungen sowie Meningitis.  Für mich war es ein sehr praktischer Lehrgang in dieser Famulaturzeit. Zudem muss ich noch dazu erwähnen, dass ich einen großen Vorteil hatte, was die Kommunikation betrifft. Da ich gebürtig aus Sri-Lanka komme und meine Muttersprache tamilisch ist, konnte ich  größtenteils bei der Schilderung der Beschwerden von den Patienten folgen. Ein Teil der Patienten sprachen Hindi und andere wiederum Tamilisch oder Englisch .
Das indische Englisch wird mit einem etwas Gewöhnungsbedürftigen Akzent gesprochen, welches man sich aber nach vier Tagen automatisch angewöhnt.
Ich hatte wie andere Studenten ein kurzes Referat in Englisch vorzutragen. Am Anfang empfand ich es als eine große Herausforderung, da ich selbst etwas aus der Übung war. Aber es lief alles glatt. Das Thema worüber ich meinen Vortrag gehalten habe hieß Meningitis, welches mich sehr viel Zeit gekostet hat, sich aber im Endeffekt gelohnt hat. Für Mittagessen stehen im Klinikgelände verschiedene Kantinen zu Verfügung.

Freizeit und Rundreise
In Vellore selbst gibt es wenig Lokalitäten, wo man abends hingehen kann. Doch es gab eine Tradition seitens der Internationalen Studenten, sodass man sich jeden Mittwochs im ?Bahayam-Restaurant? getroffen hatte und zu Abend gegessen hat.
Ansonsten gab es den goldenen Tempel der Glaubensrichtung ?Hindus?, der ebenso wie die anderen kulturellen Erben Indiens für eine besondere Sehenswürdigkeit darstellt, was man sich als Tourist nicht entgehen lassen sollte.
Außerdem sollte man die Metropolen Städte Bangalore sowie Kerala ( Backwaters) und Chennai unbedingt gesehen haben. Per Flug oder Bus sind die Ortschaften gut erreichbar. Bangalore ist eine ziemlich moderne Stadt im Vergleich zu Vellore. Dort kann man abends gut ausgehen sowie einkaufen. Kerala ist sehenswürdig kennzeichnend durch seine Strände und Backwaters.
Für Backwaters reisen ist es  empfehlenswert das man mit den Bootsbesitzer um den Preis handelt. Anfangs war es ziemlich nervig zu verhandeln, aber nach einer gewissen Zeit kriegt man ein Gefühl für das Handelssystem. Man fährt mit dem Boot mittags los und ist am nächsten Morgen wieder zurück.


Fazit

Um Indien näher kennenzulernen müsste man definitiv mehr als nur einmal dort hinreisen, um das Land mit Ihren Menschen und vielen Facetten  in Ihrem Ursprung zu sehen.
CMC ist für die indischen Verhältnisse eine moderne und gut organisierte Klinik. Die Ärzte besitzen ein hervorragendes Talent, besonders bei der Diagnose, mit den ihnen zur Verfügung stehenden technischen Geräten.
Es war für mich  eine sehr schöne und Lehrreiche Famulatur Erfahrung. Wer Famulatur und Urlaub kombinieren möchte, dem kann ich nur empfehlen ins Ausland zu reisen und dort seine Erfahrung zu sammeln.
Ich habe nicht alle Seiten von Südindien sehen können, dennoch habe ich während des Aufenthalts die verschiedenen Gewohnheiten kennengelernt. Nordindien habe ich für den nächsten Arbeits-/Reiseaufenthalt aufgehoben.

Vellore ist klein und ziemlich Staubig und der Hygienische Standard noch im Anfangen ist.
Aber man findet sich ziemlich schnell damit ab und wie es so schön sagt ?Arm und Reich leben nebeneinander?. Allerdings geht nach meiner Meinung der Luxus unter den Staub und der Hygienestandards etwas unter. Wer den Touristen Blick und die Erwartung nach moderner Infrastruktur ablegt wird sicherlich sein Abenteuer in Indien finden.


Ich Hoffe der Bericht hilft Euch in Eure Entscheidung eine Famulatur in Indien zu machen

Jasotha Manickavasagan im März 2010

Für Fragen und Anregungen
famulatur.indien@googlemail.com