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Tips und Ratschläge zu Famulatur und PJ (Praktisches Jahr) in Indien
oder auch als Arzt, Krankenschwester, Pfleger und Hebamme


Stellensuche
Du must Dir von Anfang an die prinzipielle Überlegung machen, ob du an ein großes Krankenhaus/Universitätsklinik/Medical Schools willst oder ein kleines Städtisches Krankenhaus (Government Hospital).
Universitätskliniken (vgl. Vellore) bieten das große Spektrum mit Therapiemöglichkeiten nach fast westlichem Standard. Aber du wirst wahrscheinlich weniger machen können. Auf solch eine Stelle solltest Du Dich mindestens 6 Monate, besser 1 Jahr im voraus bewerben, um den bürokratischen Anforderungen gerecht zu werden. Dafür wirst Du eine konkrete Stellenzusage bekommen und so ein Stipendium beim DAAD/DFA beantragen können.

Dahingegen ist es sehr schwer, bei kleinen Krankenhäusern von Deutschland aus etwas zu organisieren. Am besten man plant 2 Wochen extra Zeit ein und Fliegt mal nach Indien und schaut sich um, wo es einem Gefällt und frägt den Facharzt der entsprechenden Abteilung persönlich. Die meistens Ärzte werden sich   freuen, es sei denn man ist in einem sehr touristischem Ort wie etwa Leh. Ich rate davon ab, zu erst zum Medical Superintendant oder gar dem Chief Medical Officer um Erlaubnis zu fragen, da könnte man erst eine Absage erhalten, weil sie einfach kein Interesse haben, sich mehr Arbeit zu machen. (Vgl. Berichte über Darjeeling, Leh, Bolpur).
Es gibt zahlreiche Missionskrankenhäuser in Indien. Vor allem, wenn man in entlegenere Gebiete reist, wird man schon als Besucher und daher als Tagesabwechslung, sehr willkommen sein. (Vgl. Belatnr). Hier wäre eine entsprechende Spende am Ende Deiner Zeit angebracht (siehe weiter unten).

Genehmigungen
An sich schreibt das Indische Gesundheitsministerium vor, dass man sich bei denen die Erlaubnis zum Medizinstudium oder als Arzt im Krankenhaus tätig sein zu dürfen, einholt. Grosse Kliniken werden diese Erlaubnis auch verlangen, aber meist bei der Beantragung hilfreich sein, oder diese sogar selbst veranlassen.
Bei kleinen Krankenhäuser reicht meist das mündliche Einverständnis des Medical Superintendants (Krankenhausvorstehers) aus. Kann aber auch mit bürokratischen Hürden verbunden sein.
Was du auf jeden Fall mitnehmen solltest, sind Nachweise, die Dich als Medizinstudent ausweisen wie Dein Staatsexamen oder Physikum. Am besten ist etwas auf Englisch, auch von einer anderen Famulatur, so können sie lesen was Du kannst. Aber es kommt eigentlich nur darauf an, dass die Bürokraten etwas in der Hand haben.

Kommunikation
Der gute alte Brief ist in Indien immer noch die gängigste Kommunikationsform. Dieser braucht aber von Deutschland aus 2 Wochen und eine Antwort wieder 2 Wochen zurück.
Indien ist mit Internet Cafes nur so übersät. Email ist in Indien sehr weit verbreitet. Aber die e-Mailadresse von der richtigen Ansprechpartner zu bekommen ist sehr schwer. Für grosse Kliniken ist dies sicherlich eine gute Kommunikationsform.

Wenn man in Indien selbst länger Unterwegs ist, lohnt es sich dort für das Handy eine SIM-Karte zu kaufen. Mit dem Handy zu telefonieren ist in Indien super billig. Das einzige Problem ist, dass sobald man aus dem Bundesstaat in dem man die Karte gekauft hat, heraus geht, man Roaming-Gebühren bezahlen muss , auch wenn es im Nachbarstaat den gleichen Anbieter gibt. Hier am besten die aktuelle Situation von Einheimischen vor Ort erfragen.
Von Deutschland aus gibt's viele günstige Vorwahlen (www.billiger-telefonieren.de).


Was für ein Visum?
Ich empfehle ein ganz normales Touristenvisum für 6 Monate zu beantragen. Formblätter bei der Indischen Botschaft. Theoretisch sollte man ein Studienvisum besitzen, aber dafür ist für die kurze Zeit einer Famulatur oder eines PJ-Tertials der Aufwand zu groß. Vgl. www.indischebotschaft.de


Reisefüher
Ich empfehle sehr den India Foot Print, ansonsten ist der Standard India Lonely Planet oder der Loose ganz gut. Meiner Meinung nach sollte man Abstand von der ReiseKnowHow-Reihe nehmen. Aber die Kauderwelsch Sprachführer sind ausgezeichnet. In Indien gibt es den Lonely Plant in vielen größeren Buchandlungen zum halben Preis.

Geschenke/Spenden
Gerade Missionskrankenhäuse und sehr kleine Krankenhäuser haben einen unstillbaren Mangel an allem. Dieser Mangel wird durch Geld, was direkt vor Ort gegeben wird am ökonomischsten geholfen. Mitbringsel wie Geräte, Medikamente usw. sind natürlich hilfreich, aber u.U. nicht immer das, was tatsächlich gebraucht wird. Und bei uns sind diese Sachen bestimmt 10 mal so teuer wie in Indien.

Geld
Wir sind mit einem Budget von 20 Euro pro Tag und Person gereist. Das reicht üppig. Kurs momentan ca. 1 Euro =  50 Rupia.
Ich habe immer Geld mit der EC-Karte (auf das Maestro-Zeichen auf Karte und Automat achten) am Geldautomaten geholt. Das ist die unstressigste und sicherste Art und Weise, an Geld zu kommen. Automaten gibt es überall, auch in kleineren Städten und schon im Flughafen. Am Automaten erhält man auch den besten Wechselkurs.
Ich nehme 100 bis 200 Euro in Bar als Reserve mit. Dollar empfehle ich nicht, weder als Bargeld, noch als Travellerschecks. Da hat man doppelte Umtausch-Verluste und seit den US-Amerikanischen kriegerischen Auseinandersetzungen ist er auch keine gern gesehene Währung in Indien.
In Notsituationen gibt es immer noch den Western Union Money Transfer in jedem Kaff (oder fast).


Inlandsreisen
Flug
Es gibt eine boomende Industrie mit Billig-Fluglinien u.a. Air Deccan, Jet Airways, Kingfisher Airlines, Spice Jet, Air Sahara mit einfacher Online-Buchung.

Bahn
Die indische Staatsbahn ist relativ zuverlässig und sehr günstig zum reisen. Indien ist riesengroß, so  dass die meisten Verbindungen Nachtzüge sind. Die einfache Schlafwagenklasse (Sleeper, SL), ist für den Durchschnittskomfort eines Indienreisenden ausreichend. Das Buchungssystem ist hervorragend, man muss aber so früh wie möglich die Tickets kaufen, weil die Züge auf beliebten Strecken schnell ausgebucht sind. Das geht aber leider erst in Indien. In den meisten Großstädten gibt es am Bahnhof einen gesonderten Reservierungs-Schalter oder Raum für Touristen mit gesonderten Kontingenten. Vgl. www.indianrailway.org (übrigens der größte Arbeitgeber der Welt!)

Bus
Buse sind teilweise in verharrenden Zuständen, aber manche Stecken gehen nur mit dem Bus. Extrem billig! Auf manchen Strecken verkehren anständige "Super-Luxus" oder Touristenbusse. Vgl. entsprechende Kapitel im Reiseführer.

Kleidung
Ein weißer Kittel ist nicht notwendig. Das ist sehr Deutsch. Im Krankenhaus arbeitet man in anständiger "Strassenkleidung". Das heist als Mann Hemd mit Kragen, Stoffhose und anständige Schuhe (keine Turnschuhe) oder im heißen Klima auch Sandalen. Die Schuhe können auch Trecking Schuhe sein. Dort gibt's überall Schuputzer.
Frauen können sich überlegen, ob sie vor Ort sich einen Salwa nähen lassen, ein Kleidungsstück aus leichter Stoffhose mit langem Überkleid und passendem Schal. In gebieten, wo kaum Touristen sind, sicherlich zu empfehlen.
Für den OP ist grüne oder blaue OP-Kleidung sicherlich sinnvoll. Aber nicht in jedem Krankenhaus wird OP-Kleideung im OP getragen. Oft sind es Strassenklamotten, OP-Addiletten und eine Gummischürze, darüber dann ein steriler OP-Kittel.
Stethoskop und Taschenlampe sind wichtig. Handschuhe gibt es schon im Krankenhaus.

Frauen
Frauen können mehr den jeh alleine in Indien reisen. Indien wird zunehmend westlicher orientiert. In den grösseren Städten gibt es mehr und mehr Frauen in Jeans und Ärmellosen T-Shirts. Frau muss sich nur daran gewöhnen, ständig angestarrt zu werden. Und das um so mehr, desto westlicher man aussieht. Um sich sittlich anzuziehen muss die indische Frau die Schultern und die Knöchel bedecken. Für Muslime gehört natürlich die Bedeckung der Haare dazu. Hindus bedecken sich aber auch häufig die Haare. Hierzu dient der Schal des Salwar oder das Sari.

Malaria
Bemerkung vorweg: Ich bin kein Tropenmediziner! Es folgt meine persönliche Erfahrung und nicht eine generelle Empfehlung!
Als Malaria Prophylaxe hielt ich mich nicht an die von deutschen Tropenmediziner allgemein gültigen Empfehlungen. Wir haben uns im Krankenhaus informiert, wie viele Malariafäelle sie zur Zeit sehen, denn die Prävalenz kann von Ort zu Ort und Monat zu Monat außerordentlich stark schwanken. So bekamen wir Infos aus erster Hand. Wir haben wenn nötig Doxycycline als Prophylaxe genommen, täglich 100mg, ein Tag vor Einreise in ein Endemiegebiet bis vier Wochen danach (Australische Empfehlung). Das gibt es billig in Indien überall zu kaufen und hat rel. wenig Nebenwirkung bis auf häufigere Sonnenempfindlichkeit der Haut.
Als Standby Prophylaxe hatten wir Lariam zusätzlich mit. Dann hat man immer noch ein ordentliches Ausweichmedikament.
Sehr wichtig ist die Prophylaxe vor Moskitostichen an sich. In Indien gibt es Odomos, eine sehr gute, weit verbreite Anti-Moskito Creme. Moskito-Coils (Spezielle Räucherstäbchen) sind zu empfehlen, wenn es kein verlässliche Stromquelle gibt. Viel angenehmer sind die elektrisch Betriebene Mücken-Abwehr Geräte die mit einer Flüssigkeit oder Plättchen bestückt werden. Gibt es weit verbreitet überall in Indien. Markennamen GoodNight,...

Strom
An sich ist in Indien 220V. Nur der ist häufig nur für wenige Stunden am Tag vorhanden und von schlechter Qualität. Aber ich habe die ganze Reise über mein Handy und meine Digi-Cam geladen bekommen, ohne dass sie kaput ging.

Indien Sehen und Verstehen

Ich halte es für ausgesprochen wichtig uns bewust zu machen, daß die indische Kultur andere Normen, Gesetzte und Verständnisse besitzt. Wir sind der Eindringling uns sollten von unserer Einstellung her möglichst ein passiver Zuschauer sein. Wir sollten schauen. Wir versuchen dann Alles gleich zu Beurteilen und dies anhand der uns beigebrachten abendländischen Normen. Diese sind aber keine in der Welt allgemein gültige Moral oder Wertesystem. Und die Indische oder die Abendländische sollten wir nicht als besser oder schlechter kategorisieren. Den dann kommt es schnell zur Verurteilung und anschließend zu denn so über alle Maße verbreiteten Vorurteilen.

Wenn wir an den Vorurteilen angelangt sind, können wir aber gar nicht mehr sehen, was ist. Und dies fällt gerade in Indien durch seine Andersartigkeit so schwer. Wir dürfen uns dies nicht nehmen lassen, weil wir sonst so viel verpassen und keinen Zugangang zu diesem faszinierenden Land mehr finden können.

Auch sollten wir unser doch sehr ausgeprägtes Helfersyndrom bändigen. Sicherlich, in Indien herscht viel Leid und Elend. Aber dadurch, daß wir so größe Mühe haben, diese Menschen und das Land zu verstehen, kann es oft passieren, daß unsere mit den besten Absichten ausgeübte "Enticklungszusammenarbeit" zu Schäden führt, an die wir nie im Leben gedacht hätten. Das sollte unser egoistischer Selbstverwirklichungstrip des Helfersyndroms nicht verursachen.

Augen auf, zuhöhren, empfinden, nachfühlen und nochmals zuhöhren und Augen auf. Verstehen müssen wir Indien nicht, aber spüren und einatmen. Wenn wir nicht aufpassen werden wir immer indischer und können einen Einblick in diese andere Welt erhaschen.


Zum Schluss noch eine große Bitte!
Ich würde mich sehr darüber freuen, dass wenn Du nach Indien gehst, mich ( )in Deinen Rundmail-Verteiler aufnimmst. Und noch mehr freuen würde ich mich, wenn Du einen Bericht für diese Homepage verfassen würdest, damit mehr Leute wie Du und ich von unseren Erfahrungen profitieren können. Den schließlich gibt es ein Leben nach Famulatur und PJ. Vielleicht wird der ein oder andere von uns mal als Facharzt in Indien wirklich helfen können und wird dadurch den Menschen dort etwas zurück geben können, dafür, dass wir dort so viel lernen und so viel sehen durften!
Ich beantworte gerne noch offene Fragen.

Dr. Elias Engelking
Freiburg den 11. März 2006

Medzinische Erfahrungsberichte

Weitere interessante Links

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Thieme.de

Medizinstudent.de

Stethosglobe.de

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DFA

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